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30.05.2018

Eine Welt für sich


25.05.2018 - FRANKFURT Wenn einer Mutter, die mit ihren drei kleinen Kindern

durch Europa reist, kurz vor dem Heimflug in die USA die Handtasche gestohlen

wird, mit Ausweisen, Tickets, Geld, dann ist die Not groß. Ebenso groß ist die

Verzweiflung, wenn ein Passagier kurz nach der Landung einen plötzlichen Herztod

stirbt und die Angehörigen fassungslos zurücklässt, oder wenn jemand ans

Sterbebett der Mutter gerufen wird und einen Menschen braucht, der mit ihm betet.

Aber auch, wenn eine Pilgergruppe einen Reisesegen möchte, ist sie bei der

katholischen Flughafenseelsorge am rechten Platz. Sie bietet am Frankfurter

Flughafen Hilfe in nahezu jeder Lebenslage. Ein Team aus haupt- und vielen

ehrenamtlichen Kräften ist Tag für Tag in der Flughafenseelsorge ansprechbar.

Da sind ehemalige Französischlehrer, die sich freuen, im Ruhestand weiterhin

ihre Sprachkenntnisse anwenden zu können, ebenso wie Menschen, die immer

schon vom Flughafen angezogen waren und die internationale Betriebsamkeit

lieben, oder solche, die selber früher beruflich geflogen sind und immer noch

gerne „Kerosin schnuppern“, sie alle unterstützen Pater Heinz Goldkuhle und den

jungen nigerianischen Pfarrer Benjamin Agbara in der Seelsorge, die keineswegs

nur den Passagieren zugutekommt, sondern auch Mitarbeitern und Besuchern.

Beichtgespräche, Pilgersegen und ein tröstendes Wort Am Donnerstag, 24. Mai,

konnte sich der Bischof von Limburg, Georg Bätzing, ein Bild machen von der

Arbeit am Flughafen. Im Rahmen seiner Visitation der katholischen Stadtkirche

Frankfurt war er zu einem Hintergrundgespräch mit Fraport-Vorstandschef Stefan

Schulte und Arbeitsdirektor Michael Müller zusammengetroffen. Anschließend ging

es per Bus über das Vorfeld, wo die großen und kleinen Maschinen gewartet und

startklar gemacht werden. Das Start- und Landebahnsystem ebenso wie die

Ausbauarbeiten für das Terminal 3, das derzeit im Süden des Frankfurter

Flughafens auf den Flächen der ehemaligen US-Militärbasis entsteht, waren allemal

einen Blick wert, ist der Flughafen doch Arbeitsplatz für rund 81.000 Arbeitnehmer.

In der Flughafenseelsorge erläuterte Pater Goldkuhle dann die vier Säulen, auf

denen die Arbeit der Kirchen am Flughafen beruht: Das sind neben der eigentlichen

Seelsorge mit Gottesdiensten, Beichtgesprächen und der Zuwendung zu jedem, der

ein offenes Ohr braucht, der kirchliche Sozialdienst, der in Notlagen jeder Art

ansprechbar ist, die Abschiebebeobachtung und die Flüchtlingshilfe. Sprachkenntnisse

sind da wichtig, sind doch allein unter den Mitarbeitern am Flughafen mehr als

70 Sprachen vertreten. Abschiebungen unter den Augen von Caritas und Diakonie.

Ein besonderes Augenmerk des Bischofs lag auf der Abschiebebeobachtung. Zwei

junge Rechtsanwältinnen sind hier im Auftrag von Caritas und Diakonie aktiv, um in

enger Abstimmung mit der Bundespolizei zu gewährleisten, dass die Rückführung von

Menschen ohne Aufenthaltserlaubnis nach den gesetzlichen Vorgaben und mit

größtmöglicher Rücksicht auf die Betroffenen geschieht. Wie die Abschiebungsbeob-

achterinnen Melisa Ergül-Puopolo und Anne von Moltke berichteten, können sie selbst

nicht in den Ablauf einer Abschiebung am Flughafen eingreifen. Sie können sich jedoch

bei Problemen unmittelbar an den Dienststellenleiter der Bundespolizei wenden. Die

Arbeit sei vertrauensvoll und von gegenseitigem Respekt getragen, betonten beide

übereinstimmend. Die Abschiebungsbeobachterinnen sind Ansprechpersonen für

Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen bei problematischen Abschiebungen, etwa bei

der Trennung von Familien, bei Selbstmordgefahr oder bei Hinweisen auf Verfahrens-

mängel. Sie haben enge Kontakte zu Abschiebungshaftanstalten, arbeiten mit der

Flughafenseelsorge und dem Kirchlichen Sozialdienst für Passagiere zusammen,

unterstützen Menschen bei der Aufnahme und Vermittlung von Kontakten ins Heimatland,

vermitteln zu allen an der Abschiebung Beteiligten oder bei noch offenen Verfahrens-

fragen zu beteiligten Rechtsanwälten und Behörden.

 

Fotos: hinterlegt bei Bistum Limburg bzw. Bundespolizei Flughafen