Bischof Bätzing zu Besuch am Frankfurter Flughafen
Eine Welt für sich
25.05.2018 - FRANKFURT Wenn einer Mutter, die mit ihren drei kleinen Kindern
durch Europa reist, kurz vor dem Heimflug in die USA die Handtasche gestohlen
wird, mit Ausweisen, Tickets, Geld, dann ist die Not groß. Ebenso groß ist die
Verzweiflung, wenn ein Passagier kurz nach der Landung einen plötzlichen Herztod
stirbt und die Angehörigen fassungslos zurücklässt, oder wenn jemand ans
Sterbebett der Mutter gerufen wird und einen Menschen braucht, der mit ihm betet.
Aber auch, wenn eine Pilgergruppe einen Reisesegen möchte, ist sie bei der
katholischen Flughafenseelsorge am rechten Platz. Sie bietet am Frankfurter
Flughafen Hilfe in nahezu jeder Lebenslage. Ein Team aus haupt- und vielen
ehrenamtlichen Kräften ist Tag für Tag in der Flughafenseelsorge ansprechbar.
Da sind ehemalige Französischlehrer, die sich freuen, im Ruhestand weiterhin
ihre Sprachkenntnisse anwenden zu können, ebenso wie Menschen, die immer
schon vom Flughafen angezogen waren und die internationale Betriebsamkeit
lieben, oder solche, die selber früher beruflich geflogen sind und immer noch
gerne „Kerosin schnuppern“, sie alle unterstützen Pater Heinz Goldkuhle und den
jungen nigerianischen Pfarrer Benjamin Agbara in der Seelsorge, die keineswegs
nur den Passagieren zugutekommt, sondern auch Mitarbeitern und Besuchern.
Beichtgespräche, Pilgersegen und ein tröstendes Wort Am Donnerstag, 24. Mai,
konnte sich der Bischof von Limburg, Georg Bätzing, ein Bild machen von der
Arbeit am Flughafen. Im Rahmen seiner Visitation der katholischen Stadtkirche
Frankfurt war er zu einem Hintergrundgespräch mit Fraport-Vorstandschef Stefan
Schulte und Arbeitsdirektor Michael Müller zusammengetroffen. Anschließend ging
es per Bus über das Vorfeld, wo die großen und kleinen Maschinen gewartet und
startklar gemacht werden. Das Start- und Landebahnsystem ebenso wie die
Ausbauarbeiten für das Terminal 3, das derzeit im Süden des Frankfurter
Flughafens auf den Flächen der ehemaligen US-Militärbasis entsteht, waren allemal
einen Blick wert, ist der Flughafen doch Arbeitsplatz für rund 81.000 Arbeitnehmer.
In der Flughafenseelsorge erläuterte Pater Goldkuhle dann die vier Säulen, auf
denen die Arbeit der Kirchen am Flughafen beruht: Das sind neben der eigentlichen
Seelsorge mit Gottesdiensten, Beichtgesprächen und der Zuwendung zu jedem, der
ein offenes Ohr braucht, der kirchliche Sozialdienst, der in Notlagen jeder Art
ansprechbar ist, die Abschiebebeobachtung und die Flüchtlingshilfe. Sprachkenntnisse
sind da wichtig, sind doch allein unter den Mitarbeitern am Flughafen mehr als
70 Sprachen vertreten. Abschiebungen unter den Augen von Caritas und Diakonie.
Ein besonderes Augenmerk des Bischofs lag auf der Abschiebebeobachtung. Zwei
junge Rechtsanwältinnen sind hier im Auftrag von Caritas und Diakonie aktiv, um in
enger Abstimmung mit der Bundespolizei zu gewährleisten, dass die Rückführung von
Menschen ohne Aufenthaltserlaubnis nach den gesetzlichen Vorgaben und mit
größtmöglicher Rücksicht auf die Betroffenen geschieht. Wie die Abschiebungsbeob-
achterinnen Melisa Ergül-Puopolo und Anne von Moltke berichteten, können sie selbst
nicht in den Ablauf einer Abschiebung am Flughafen eingreifen. Sie können sich jedoch
bei Problemen unmittelbar an den Dienststellenleiter der Bundespolizei wenden. Die
Arbeit sei vertrauensvoll und von gegenseitigem Respekt getragen, betonten beide
übereinstimmend. Die Abschiebungsbeobachterinnen sind Ansprechpersonen für
Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen bei problematischen Abschiebungen, etwa bei
der Trennung von Familien, bei Selbstmordgefahr oder bei Hinweisen auf Verfahrens-
mängel. Sie haben enge Kontakte zu Abschiebungshaftanstalten, arbeiten mit der
Flughafenseelsorge und dem Kirchlichen Sozialdienst für Passagiere zusammen,
unterstützen Menschen bei der Aufnahme und Vermittlung von Kontakten ins Heimatland,
vermitteln zu allen an der Abschiebung Beteiligten oder bei noch offenen Verfahrens-
fragen zu beteiligten Rechtsanwälten und Behörden.
Fotos: hinterlegt bei Bistum Limburg bzw. Bundespolizei Flughafen